Die Entwicklung des Radsports in Düsseldorf

Quelle: Schriftliche Hausarbeit am Institut für Sportwissenschaft der Universität Düsseldorf (Leitung: Prof. Dr. H.E. Rösch) von Ulrike Raußendorf im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt der Sekundarstufe II., vorgelegt dem Staatlichen Prüfungsamt für Erste Staatsprüfung für Lehrämter an Schulen in Düsseldorf (31. August 1986)

Der Radsportverein Düsseldorf-Rath wurde im Jahr 1951 gegründet und ist somit der dritt-älteste existierende Radsportverein der Landeshauptstadt. Der erste Präsident war Ernst Schroers, der den Verein von 1951 bis 1953 vorstand. In den 35 Vereinsjahren wechselte der erste Vorsitzende elf Mal:

  • 1954 Josef Kropp sen.
  • 1955 Hans Steger
  • 1955 E. Schroers
  • 1957 bis vermutlich 1966 Reinhard Hartmann sen.
  • 1966 bis 1968 E. Schroers
  • 1968 bis 1970 Günter Kraheck
  • 1970 bis 1975 Helmut Schumann
  • 1976 bis 1977 Ernst Schroers
  • 1977 bis 1978 Reinhard Hartmann
  • 1979 bis 1983 Heinz Thelen
  • Seit 1983 steht Gerd Schlüter dem Rather Verein vor.

Ernst Schroers, der vier Mal zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde, wurde wie auch Reinhard Hartmann, Friedrich Peisker und Ernst Jung zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

In den 50iger und 60iger Jahren führte der Verein auf der Rather Runde: Wahler Straße (Start und Ziel) – Am Gatherhof – Theodorstr. seine Straßenradrennen durch. In Verbindung mit diesem Wettkampf fand alle zwei Jahre ein Städtekampf: Düsseldorf – Rotterdam statt, bei dem auch 1966 Evert Dolman, 0lympiasieger von Tokio für Rotterdam an den Start ging.

Im August 1968 wurde auf dem Rather Rundkurs der erste “Große Stubs und Schlösser Alt Preis” ausgerichtet. Waren 1967 im Hauptrennen die holländischen Fahrer eindeutig dominierend, sie belegten die ersten fünf Ränge, konnte sich 1968 der Nationalfahrer Udo Hempel vom Rather Verein im Endspurt durchsetzen. (vgl. RP vom 24.8.1967 und RP vom 26.8. 1968) 1969 wurde zum zweiten Mal der “Große Stubs und SchIösser Alt Preis” zu dem rund 400 Meldungen vorlagen, ausgetragen. Das Radrennen, dessen Schirmherrschaft der Senator Boehm übernahm, konnte auf Grund einer Bedarfsumleitung für die Autobahn nicht auf der gewohnten “Rather Runde” stattfinden. Einen ansprechenden Ausweichkurs konnte man im Nachbarstadtteil Düsseldorf Mörsenbroich ausfindig machen. Der 4 km lange Rundkurs führte über: St. Franziskusslr. (Start und Ziel) – Heideweg – Max-Halbe Str. – Mörsenbroicher Weg – Wilhelm Raabe Str. – Rather Broich.

Für die Düsseldorfer Rennfahrer gab es zwei Siege, im Hauptrennen war erneut Udo Hempel erfolgreich und in der Jugend A-Klasse konnte sich Robin Schumann – beide vom ausrichtenden Verein – durchsetzen.

Weiterhin gab es in der B-Jugend durch Ralf Stambula (Rath 1951) noch einen zweiten Platz. Erfreulich war auch die hohe Beteiligung, mit über 100 Meldungen zu den “1. Schritt Rennen”. In Zusammenarbeit zwischen Bezirksjugendwart Willi Belgo und den Schuldirektoren 0lschak und Wellenschmidt erging der Aufruf zur Teilnahme an fünf Düsseldorfer Schulen. Als Basis dieser erfreulichen Beteiligung kann man vor allem die bereits gebildeten “Neigungsgruppen Radsport” an den Düsseldorfer Grundschulen betrachten, deren Initiator auch Willi Belgo war (vgl. RP vom27.5.1969).

Nachdem der RSV Rath 1951 bereits im vergangenen Jahr eine Ersatzstrecke für sein Radrennen suchen musste, stellte sich 1970 das gleiche Problem, denn ein Teil des traditionellen Rundkurses gehörte mittlerweile zum Mannesmann Firmengelände. Der damalige erste Vorsitzende Günter Kraheck fand einen Kurs, der sich von den bisherigen üblichen Düsseldorfer Flachkursen” (0stpark, Lörick, Kö-Rrennen, Rather Runde, etc.) abhob. Die neue Streckenführung bezog das Gebiet des Aaper Waldes mit ein. Die insgesamt 6 km lange Strecke führte auch durch den Landkreis Düsseldorf-Mettmann. Diese Tatsache erschwerte anfangs die Bemühungen des Vereins, eine Genehmigung der Rennstrecke von den zuständigen Instanzen zu erhalten. Als Kernstück der Rennstrecke ist sicherlich die 7-prozentige Steigung von etwa 1,5 km Länge auf der Kreisstraße 10 anzusprechen (vgl. RP vom 3.7. 1970).

Die Streckenführung, die sich als anspruchsvoll erwies, wurde vom RSV Rath 1951 bzw. vom Radsportverein Düsseldorf-Rath/Ratingen 1951 in den Jahren 1970 bis 1974 für die Austragung ihrer Straßenradrennen benutzt. Weiterhin wurden auf diesem Kurs die Landesverbandsmeisterschaften 1970 und auch 0lympiaausscheidungsrennen gefahren (Aussage von Gerd Schlüter, dem heutigen Vorsitzenden und langjährigem Mitglied des RSV Rath/Ratingen). Diesbezüglich konnten jedoch keine näheren Informationen erfasst werden.

Den Düsseldorfer Radsportvereinen war es erst Mitte der 60iger Jahre im Bezirk Düsseldorf gelungen, einige wenige Rennstrecken (z.B. 0stpark, Rather Dreieck, Lörick) zugeteilt zu bekommen, auf denen sie bei weitgehend eigener Terminplanung Rennen durchführen durften. Die bisher genehmigten Strecken lagen jedoch ausschließlich in den äußeren Stadtbezirken, so dass jeweils nur ein begrenztes Publikum angesprochen wurde.

Der Verantwortliche des RSV Rath 1951, Dr. Günter Kraheck, erhielt nach vielen Verhandlungen 1968 erstmals eine Erlaubnis zur Durchführung eines Straßenrennens im Zentrum der Landeshauptstadt. Die Strecke führte wie bei dem noch heute regelmäßig stattfindenden Rennen über die “Prachtstraße” Düsseldorfs, die Königsallee: Königsallee-Ost. – Trinkausstraße – Königsallee-West – Theodor Körnerstrasse. Dies entspricht einer Länge von 1,1 km.

Die Schirmherrschaft übernimmt seit Beginn des Rennens 1968 (bis 1986) jedes Jahr der Vorsitzende des Vorstandes der Stadtsparkasse Düsseldorf, die finanzielle Unterstützung wird ebenfalls schwerpunktmäßig von der Stadtsparkasse Düsseldorf und der Kreissparkasse Düsseldorf getragen.

In den ersten sechs Jahren von 1968 bis 1973 wurde der “Große Sparkassenpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf” ausschließlich vom RSV Rath 1951 bzw. vom RSV Düsseldorf Rath/Ratingen ausgerichtet.
1968 konnte sich der Holländer Katwyk in Hauptrennen durchsetzen, 1969 und auch 1970 wurden die Sieger aus Düsseldorfer Vereinen gestellt, 1969 H.J.Heithorn vom RC Düsseldorpia 1890 und 1970 Udo Hempel vom RSV Rath 1951, der auch in den Jahren 1972 und 7973 das Rennen gewinnen konnte, zu diesem Zeitpunkt aber bereits dem VFR Büttgen angehörte.

Nachdem der RSV Düsseldorf-Rath/Ratingen 1951 e.V. das Kö-Rennen im Sport Kalender etabliert hatte, welches alljährlich auch internationale Fahrer anzog, beantragte der Rad-Renn-Sportverein Jan Wellem 1974 die Strecke zur Ausrichtung einer Rennveranstaltung, diese wurde von den Behörden genehmigt.

Als in einem Jahr die Sparkasse selbst dieses Rennen in Eigenregie ausrichten wollte, dieses war jedoch auf Grund der Satzungen (nur Sportvereine dürfen Sportveranstaltungen durchführen) nicht möglich, und auch dem RSV Düsseldorf-Rath/Ratingen 1975 der Antrag vom Ordnungsamt ohne Begründung abgelehnt wurde, trat dieser als Ausrichter des “Großen Sparkassenpreises” und “Rund um die Kö” zurück. Noch im gleichen Jahr erhielt der RC Düsseldorpia die Genehmigung für die Kö-Runde (Aussage des ersten Vorsitzenden des Rath/Ratinger Vereines Gerd Schlüter).

Seit diesem Zeitpunkt findet ein regelmäßiger Wechsel zwischen den übrigen vier Düsseldorfer Vereinen, dem RRSV Jan Wellem, dem RC Düsseldorpia 1890, der SG Radschläger und dem RSV 1911/12 als Ausrichter des “Kö-Rennens” statt.

Parallel zum “Kö-Rennen” und zum “Großen Stubs- und Schlösser Alt Preis” kam es im Zeitraum von circa 1968 bis 1974 auch zur Austragung von Querfeldeinrennen am Rather Waldstadion, bei denen Ende der 60iger Jahre Berufsfahrer und Amateure zusammen an den Start gehen durften.

Im Jahr 1971 fusionierten die beiden Radsportvereine Düsseldorf-Rath 1951 e.V. und der Rad-Sport Club Diana 23 e.V. Ratingen. Nachdem die Mitgliederzahl des Ratinger Vereines auf sechs Personen gesunken war wurde der Verein aufgelöst. Vier Mitglieder wechselten zu Düsseldorf-Rath 1951, darunter auch der ehemalige Vorsitzende von Diana 23 Ernst Jung. Dieser wurde bei der nächsten Vorstandswahl direkt zum zweiten Vorsitzenden gewählt und am 5. Februar 1977 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

In den Jahren 1974 bis1982 trug der Verein keine Rennsport- Veranstaltung aus. In dieser Zeitspanne dominierten die Rad-Touristiker, die in der A-Wertung, aber vor allem auch in der Formel L Wertung mitfuhren. Geht es in der A-Wertung in erster Linie um das Zurücklegen einer bestimmten Strecke in einer beliebigen Zeit (für die gefahrenen Kilometer bekommt man anschließend Punkte gutgeschrieben: für 50 km einen Punkt, für 100 km zwei Punkte und für 150 km drei Punkte), tragen die Formel L-Fahrer während ihrer Radtouristik Tour Zeitfahr-Wettbewerbe und Bergzeitfahren aus. Die jeweiligen Ergebnisse werden dann in Punkte umgesetzt, die wiederrum zu der Ermittlung einer Jahreswertung herangezogen werden.

In den Jahren 1975 bis 1979 waren ständig Fahrer des Vereines unter den zehn Erstplatzierten (Lapp, Herold, Hahnke, Althaus, Martini, Hartmann und Schlüter) zu finden.

Auch 1986 sind die Rath/Ratinger Fahrer in diesem Bereich sehr aktiv. Die Formel L-Zwischenbilanz nach acht sportlichen Einlagen ergibt 1985 folgendes Bild:
In der Senioren Klasse II führt Otfried Herold, der in diesem Wettbewerb bereits die Jahreswertung gewinnen konnte. In der gleichen Gruppe belegt H.G. Lapp den achten Rang. In der Männerklasse liegt N. Hahnke auf dem zweiten Platz.

An dieser Stelle sei noch angefügt, dass in der Damen-Klasse Mirjam Luitjens vom RC Düsseldorpia 1890 ebenfalls den zweiten Rang belegt (vgl. Radsport vom 30.7. 1986).

1974 führte der RSV Rath/Ratingen wohl als erster Düsseldorfer Radsport- Verein eine Radtouristiktour “Zwischen Rhein und Ruhr” durch. Sie leitete viele Jahre die Saison der Radtouristiker ein. Doch da sich mittlerweile viele Vereine an diesem noch relativ jungen Zweig des Freizeitsportes beteiligen, liegt der RSV Düsseldorf-Rath/Ratingen nun am dritten Sonntag des Veranstaltungsjahres. Als maximale Teilnehmerzahl wurden in einem Jahr 1200 Touristiker gezählt.

Nachdem der Bund Deutscher Radfahrer Touristiktouren vor dem l. April auf eine Streckenlänge von ca. 50 bis 60 km begrenzt hatte, musste man einen erheblichen Rückgang der Teilnehmerzahl hinnehmen. So führt der Verein seit 1985 eine zweite Radtouristik im Herbst durch.
Die “Dume-Klemmer Tour” bietet eine 55 km und eine 102 km lange Strecke an.

War der Verein schon in der Radtouristik Wegbereiter im Düsseldorfer Bereich, so blieb er mit der Organisation von Radtouristikfernfahrten im Bezirk einzigartig. Es wurden die folgenden Fernfahrten ausgerichtet:

  • 1975 Düsseldorf – Prag
  • 1976 Düsseldorf – Paris
  • 1977 Düsseldorf – Oslo
  • 1978 München – Budapest
  • 1979 Schottlandrundfahrt

Nachdem im Bereich der Radtouristik im ganzen Bundesgebiet ein Überangebot herrscht, von Mitte März bis Mitte Oktober finden am Wochenende in NRW durchschnittlich fünf Touren, wurde auf eine weitere Durchführung der Fernfahrten verzichtet. Auch die Deutschland-Rundfahrt findet aus gleichem Grunde nicht mehr statt. Außerdem darf man natürlich die finanzielle Belastung der Teilnehmer an einer solcher Fahrt nicht vergessen, wodurch verständlich wird, dass regional durchgeführte Fahrten bevorzugt werden.

Neben der Radtouristik und den seit 1982 wieder durchgeführten Radrennen, mit Start und Ziel in Rath auf der Bochumer Straße, führt der Verein seit 1979 die Schulsportmeisterschaft im Radfahren für den Unterrather Stadtteil durch.

Für seine Vereinsfahrer, der Verein zählt circa 140 bis 150 Mitglieder (Angabe des Vorsitzenden Gerd Schlüter), führt er interne Meisterschaften seit 1951 durch, seit 1970 mit getrennter Seniorenklasse.
Seit 1980 wurde die Seniorenklasse II (ab 50 Jahre) ausgegliedert und ab 1981 werden zusätzlich Bergmeisterschaften ausgetragen.

Auch im Bereich der Radtouristik werden bereits ab 1973 Vereinsmeister anhand der bei beiden Veranstaltungen erfahrenen Punkte ermittelt. Als erfolgreichste Mitglieder, die dem Verein ehemals angehörten, sind vor allem zwei Namen zu erwähnen:
Der heutige Nationaltrainer, 0Iympiasieger, Berufsfahrer und Träger des Silbernen Lorbeerblattes” im Radsport Udo Hempel (er gehörte dem Verein von 1968 bis 1970 an) und der noch heute aktive Rennfahrer Ralf Stamubla, der -nach einer Zwischenstation bei Opel Berlin- heute für Solingen startet. Er war bis Ende der 60iger Jahre beim RSV Düsseldorf-Rath 1951 e. V.